Warwas, Duwe, Möller, Petermann, Suplie – „Norddeutsche Realisten“

Bild: Duwe, Hohes Ufer Heiligenhafen, 2017, Öl-Leinwand, 90 x 110 cm

14.10. bis 9.12.2018

Seit gut drei Jahrzehnten besteht die Künstlergruppe der „Norddeutschen Realisten“ in wechselnder Besetzung. Immer wieder treffen sich Künstler und Künstlerinnen dieser losen Gemeinschaft zu Pleinair-Symposien und gemeinsamen Ausstellungen. Fünf Künstler dieser Gruppe sind mit ausgewählten Arbeiten im Palais Rastede zu Gast: Till Warwas, Tobias Duwe, Lars Möller, Ulf Petermann und Frank Suplie.

Für die in Norddeutschland lebenden Künstler ist neben Porträts und Stillleben das vorrangige Motiv die Küstenlandschaft. Das Zusammentreffen von Himmel, Meer und Küste, das wechselnde, oft flüchtige Licht, Wind und Wetter stellen künstlerisch eine besondere Herausforderung und großen Reiz für die Maler in freier Natur dar.

Im Palais Rastede sind fünf Künstler dieser Gruppe zu Gast:

Tobias Duwe
Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen schnell geführten, breiten und kurzen Pinselstrich aus, der teils zu kantigen und harten Umrissformen führt und den Arbeiten eine große Dynamik verleiht. Mit einer Farbpalette aus zarten Braun-, Blau- und Grüntönen gelingt es ihm die besondere Abendstimmung am Strand, die entspannte Szenerie an einem Sommernachmittag im Park, einen Regentag oder die gedämpfte Ausstrahlung einer Winterlandschaft einzufangen. Immer weiter führt Tobias Duwe uns in seine Arbeiten hinein, wobei Wege, Brücken und Uferpromenaden, Spaziergänger und Naturbeobachter den Weg weisen.
In Serien beschäftigt sich Tobias Duwe mit ungewöhnlichen Ansichten aus der Industrie- und Arbeitswelt. Der kühlen Atmosphäre einer Fabrikhalle, der Dominanz der grauen und blauen Einrichtung, Gerätschaften und Arbeitskleidung werden Farbakzente von Warn- und Betriebsleuchten, roten Gefahrentonnen und grellem Funkengestöber entgegengesetzt.
http://www.tobias-duwe.de

Lars Möller
Lars Möller scheint erst dann seine Motive zu suchen, wenn andere es sich lieber zu Hause gemütlich machen. Regen, Sturm und Nebel können dem Pleinair-Maler nichts anhaben. In vielen Arbeiten dringen die letzten Strahlen der Abendsonne durch die Wolkenschicht, oft hat sich ein diesiger Schleier über die Landschaft gelegt. Ein beliebtes Motiv ist die ewige Wiederkehr der Wellen, ihr Auslaufen am Strand und ihr Brechen, das ein lebendiges Farbspiel in Weiß-, Braun- und Grüntönen erzeugt. Die Farbe ist pastos aufgetragen, was z.B. die Anmutung von Wind, der durch das Dünengras zieht, unterstreicht.
In den Herbst- und Winterarbeiten dominieren zwar gedämpfte Braun- und Grüntöne, doch wirken die Arbeiten von Lars Möller nie düster. Ein zauberhaftes Licht dringt durch dürre Äste, spiegelt sich auf der Wasseroberfläche oder dem Asphalt, lässt den Strand leuchten oder tanzt auf dem Waldboden.
http://larsmoeller.alphabeta.de/wordpress/

Ulf Petermann
Ein Gefühl der Leichtigkeit stellt sich beim Betrachten der Landschaften von Ulf Petermann ein. Wir blicken der Wasserlinie entlang in die Weite und Tiefe der norddeutschen Küstenlandschaften, vor allem der nordfriesischen Inseln. Am Strand und in der Gischt sind mit wenigen Strichen skizzierte Menschen zu entdecken, die einen unbeschwerten Tag am Meer verbringen.
Ulf Petermann malt seine Eindrücke zunächst im Freien auf kleinformatige Malpappen. Im Atelier entwickelt er dann auf breitem Querformat seine ausgewogenen Kompositionen, in denen es ihm vorrangig auf die atmosphärische Stimmung und weniger auf die Realitätstreue ankommt.
Die Gischt der Wellen wird durch den pastosen Farbauftrag in ihrer Bewegtheit unterstrichen, ebenso wie die Feinheit und Wärme des Sandes durch den glatten Auftrag. Dieses Wechselspiel im Farbauftrag und der Bildaufbau lenken unseren Blick gezielt in die Ferne.
http://www.ulf-petermann.de

Frank Suplie
Frank Suplie betont nicht die Weite, sondern rückt uns die Natur und Architektur ganz nah. Ungewöhnlich gewählt sind seine Standorte, Perspektiven und Ausschnitte. Der Bug des Feuerschiffes kommt auf uns zu, Felsen bauen sich frontal vor uns auf, Brücken führen über den Betrachter hinweg. Wir brauchen einen Moment zur Orientierung.
Mit seinem dynamischen Pinselstrich entstehen belebte Farbflächen, die sich aus der Distanz betrachtet zu Gegenständen formen. Im Vordergrund setzt er flüchtige Pinselstriche, im Hintergrund wird der Malduktus feiner. Der lebendige Vordergrund zieht uns in das Bild hinein und wir entdecken zart ausgeführte Details an Häusern und Schiffen.
Frank Suplie arbeitet mit einer kleinen Farbpalette und doch farbiger als seine Kollegen. Darüber hinaus verwendet er als einziger Eitemperafarben, die sich durch ihre hohe Leuchtkraft auszeichnen.
http://www.frank-suplie.de

Till Warwas
Für seine Arbeit unterscheidet Till Warwas zwischen zwei Jahreszeiten: in den dunklen Monaten arbeitet er im Atelier, in den hellen zieht es ihn ins Freie.
Vor allem in der norddeutschen Landschaft findet er seine bevorzugten Motive, in denen Felder und Küstenstreifen dominieren. Er wählt gerne einen Blickpunkt, von dem aus zu beobachten ist, wie Land zum Meer, Meer zum Land übergeht: von grün-gelber Landschaft, über Dünen und Klippen hin zum Strand mit den auslaufenden Wellen bis zur Weite des Meeres und des Himmels. Ein leicht bedeckter Himmel erzeugt das abwechslungsreiche Spiel von Licht und Schatten, wandernden Lichtflecken und sonnenbeschienenen Partien auf dem Strand.
Von den Stillleben, die im Atelier entstehen, geht eine große Ruhe aus. Till Warwas arrangiert sorgfältig verschiedene Arten von Gefäßen in vorwiegend blau-grauer Farbigkeit. Zitronen, Quitten, einzelne Zweige und Blüten gesellen sich manchmal dazu. Faszinierend ist die Gestaltung der Oberfläche der dargestellten Gegenstände, die deren stofflichen Charakter zum Ausdruck bringt. Die Gegenstände spiegeln sich auf der Tischplatte, und der Atelierraum mit seinen Fenstern zeigt sich schemenhaft auf den Gefäßen.
http://www.tillwarwas.de

Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr
31.10. (Feiertag) 11 bis 17 Uhr geöffnet

Diese Ausstellung wird gefördert durch die VR-Stiftung, die Gemeinde Rastede und den Landkreis Ammerland.

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